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Kundgebung zum Antikriegstag 2024

Zivile Konfliktbearbeitung Öffentlichkeitsarbeit Engagiert gegen Rüstungsexporte

Bericht und Rede zum Antikriegstag 2024 in Frankfurt

200 Menschen mit sehr unterschiedlichen Positionen zu aktuellen friedenspolitischen Fragen kamen am Sonntagmittag (13.00h) zum Opferdenkmal in der Frankfurter Gallusanlage. Aufgerufen hatten mit einem pointierten Aufruf der DGB-Frankfurt, der pax christi Regionalverband Rhein-Main, die Naturfreunde und der Club Voltaire. Neben Philipp Jacks, dem Vorsitzenden des DGB-Frankfurt, sprachen Joshua Müller von der DGB-Jugend-Frankfurt und der Co-Vorsitzende von pax christi Rhein-Main Thomas Meinhardt.

Die Rede von Thomas Meinhardt können Sie im Anschluss lesen.

Zusätzlich finden Sie hier einen kurzen Artikel aus der Frankfurter Rundschau zu der Kundgebung vor dem Opferdenkmal in der Gallusanlage in Frankfurt.

Den Aufruf zu der Kundgebung finden Sie zum Nachlesen hier.

 

Rede von Thomas Meinhardt zur Kundgebung zum Antikriegstag am 1. September in Frankfurt

Liebe Freundinnen und Freunde,

85 Jahre nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen begehen wir hier am Opferdenkmal den Antikriegstag.

„Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ klingt gerade weit, sehr weit, entfernt.

Krieg und der Einsatz militärischer Gewalt sind in vielen Weltregionen immer noch – und wieder verstärkt – Mittel zur Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Interessen. Rechtsradikale und rechtspopulistische Parteien gewinnen in vielen Staaten Europas immer mehr Zulauf. Autoritäre und diktatorische Regime herrschen über große Teile der Menschheit.

Das sind wirklich keine berauschenden Aussichten!

Dabei wären wir auf weltweite Kooperation und nicht Konfrontation dringend angewiesen. Denn nur gemeinsam sind die Menschheitsproblemen wie Klimaerhitzung, abnehmende Biodiversität, Hunger, Pandemien, … lösbar.

Was aber tun?

Mir helfen dabei ein paar grundsätzliche Überlegungen:

1) Es gibtkeine einfachen Lösungen für die zumeist komplexen Probleme! – Auch wenn dieser Wunsch verständlich ist.

2) Frieden, Gerechtigkeit und der Schutz einer lebenswerten Umwelt sind in einer globalisierten Welt nur noch als gemeinsames, weltumspannendes Projekt zu gewährleisten.

3) Das alleinige Setzen aufmilitärische Abschreckung und Aufrüstung wird aller Voraussicht nach, ein weltweites Wettrüsten weiter befeuern. Der Entzug finanzieller Ressourcen und eine verschärfte Konfrontationspolitik werden die Menschheitsprobleme massiv verschärfen.

Aber: Auch das sofortige Beenden jeder militärischen Unterstützung der Ukraine und die Wiederaufnahme von Lieferungen fossiler Energie aus Russland wären derzeit unverantwortlich! Sie würden höchstens zu einem russischen Diktatfrieden mit verheerenden Auswirkungen für die ukrainische Bevölkerung führen. (Ich sage dies nicht leichtfertig. Ich engagiere mich seit 47 Jahren bis heute gegen Rüstungsexporte und habe bei der Gründung von zwei großen Kampagnen gegen Waffenexport mitgewirkt. Dennoch halte ich es in diesem besonderen Fall für gerechtfertigt, dem Opfer der anhaltenden russischen militärischen Aggression auch mit Waffenlieferungen beizustehen.)

Zudem: Aggressoren weltweit würden ermutigt, ihre Interessen verstärkt militärisch durchzusetzen.

4) Wir brauchen Kriterien und gemeinsame Ziele an denen wir politische Entscheidungen aber auch unser eigenes Handeln überprüfen. Insbesondere zwei Leitlinien helfen mir dabei:

Das umfassende Friedensgebot des Grundgesetzes und das Ziel: Ein gutes Leben für alle zu fördern.

­Bezogen auf deutsche Waffenlieferungen heißt das:

Ein Rüstungsexportverbot an Diktaturen und autoritäre Regime muss endlich durchgesetzt werden. Waffenlieferungen beispielsweise an die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Türkei, Ägypten, sind unverantwortlich: Diese Regime missachten nicht nur die fundamentalen Menschenrechte. Sie beliefern auch die beiden Kriegsparteien im Sudan und ermöglichen dadurch das anhaltende Morden!

– Bezogen auf die Sicherheitspolitik heißt das:

Die Bundesregierung aufzufordern neue, erweiterte Rüstungskontrollverhandlungen zu initiieren, anstatt einer automatischen Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland zuzustimmen.

– Bezogen auf die deutsche Haushaltspolitik heißt das:

Gegen eine Reduzierung des finanziellen Engagements bei Entwicklungshilfe und Demokratieförderung zu protestieren.

Woraus schöpfen wir Hoffnung?

Jede und jeder kennt kleine Hoffnungsgeschichten, die uns und andere ermutigen, nicht zu resignieren. Suchen wir aktiv danach. Erzählen wir davon in unserem jeweiligen Umfeld! Kommen wir wo immer möglich auch mit Menschen außerhalb unserer üblichen Blase ins Gespräch. Diskutieren wir über konstruktive Wege „Frieden, soziale Gerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt zu fördern.

Eine kleine Hoffnungsgeschichte ist auch die ökumenische Aktion Wanderfriedenskerze, die gleich um 15.00h im Frankfurter Dom zum 22. Mal eröffnet wird: Jedes Jahr wird in 150 bis 250 christlichen Gemeinden vom 1.9. bis zum Buß- und Bettag (20.11.24) der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt in Gottesdiensten, Friedensgebeten und Veranstaltungen gedacht. Und nach Wegen solidarischer Unterstützung für diejenigen „Menschen des Friedens“ gesucht, die sich oft unter sehr widrigen Umständen nicht entmutigen lassen.

In diesem Jahr lautet das Motto: „Vergessene Kriege – Menschen des Friedens“.

Ein kleiner, aber durchaus wirksamer Versuch, Menschen zu einem Engagement für Frieden und Gerechtigkeit zu ermutigen.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.

Thomas Meinhardt (Co-Vorsitzender des pax christi Regionalverbandes Rhein-Main)