Friedensmeditation im Exerzitienhaus Hofheim zu Etty Hillesum.
„Das große Leid überall treibt einen dazu, sich zu schämen, dass man sich selbst mit all seinen Stimmungen so ernst nimmt. Aber man muss sich selbst weiterhin ernst nehmen, man muss selbst im Mittelpunkt bleiben und versuchen, mit allem, was in der Welt geschieht, fertig zu werden … und vielleicht findet man die Antwort auf einige dieser Fragen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere“, schrieb die holländische Jüdin Etty Hillesum (1914–1943) in ihr atemberaubendes Tagebuch.
Die Slawistik- und Psychologiestudentin Etty Hillesum begann im März 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg und
der Judenverfolgung in den besetzten Niederlanden mit Tagebuchaufzeichnungen, die sie bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz fortführte. Je mehr ihr äußerer Lebensraum durch Schikanen der Nazis eingeschränkt wurde, um so reicher gedieh ihre mystische Tiefe und Klarheit: innere Lebensbejahung, Feindesliebe, Blick für das Schöne inmitten des Grauens und der Gewalt, Solidarität mit den Leidenden, Freude, Nächstenliebe, Geborgenheit in Gott.
Ihr engagiertes Dasein als junge jüdische Frau kann uns zu einer mitfühlenden Lebensaufgabe inspirieren. Wie können wir uns engagieren für eine Welt, die zärtlicher und gerechter sein wird? Wie können wir uns schützen, um einen gesunden Lebensrhythmus einzuüben? Die Worte, die Etty Hillesum in ihr Tagebuch schrieb, können uns für diese Gratwanderung eine Spur aufzeigen: „Ich ruhe in mir selbst. Und jenes Selbst, das Allertiefste in mir, in dem ich ruhe, nenne ich Gott ... man möchte ein Pflaster auf vielen Wunden sein.“