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"Deutsche Bischöfe im Weltkrieg" - Anmerkungen zur Veröffentlichung der Deustschen Bischofskonferenz

Den folgenden Text hat Josef Kolbeck als Anmerkung zum Wort der deutschen Bischöfe zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren geschrieben.

Es ist eine  wohldurchdachte wichtige und entlastende Veröffentlichung, die von Bischof Dr. Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, veröffentlicht worden ist und die von Bischof Dr. Heiner Wilmer, Hildesheim, dem Vorsitzenden der Dt. Kommission von Justitia et Pax mit federführend verantwortet wird.
Sie verdient es, gut bedacht zu werden.
Es ist wohl jetzt das Gedenken von 75 Jahre Ende des Krieges in Europa und Ende der NS- Herrschaft mit all den Gräueln dieser faschistischen Herrschaft

 Die Deutschen Bischöfe haben sich durchgerungen zu dieser Schrift und diesem Bekenntnis zu dem Verhalten ihrer Vorgänger in den jeweiligen Diözesen und der Gesamtleitung der Katholischen Kirche in Deutschland – als Teil der Weltkirche.

Eine Theologie nach Auschwitz und mit Auschwitz im Rücken eröffnet einen anderen Blick nach rückwärts, auf den geschichtlichen Umgang mit Menschen und Völkern in Deutschland,  in Europa, als ihn der strenge Blick und Beurteilung aus der Naturrechtslehre vorgegeben hat, den die Bischöfe durchaus als Gottes Plan mit den Menschen verwechselt haben. Daraus resultierte die mangelnde Solidarität mit den Schwestern und Brüdern im Glauben an den Einen Gott, vor allem  mit den jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen,  mit Sinti und Roma, mit den Homosexuellen, mit den Menschen, die nach der Herkunftslehre nicht den Vorgaben der „DIN-Normen“ entsprochen haben.

Hinzu kommt die zwar durchaus differenzierte, aber letztlich doch stillschweigende Zustimmung zum Vernichtungskampf gegen den „gottlosen“ und „Gott feindlichen“ Bolschewismus, die Adolf Hitler Generalabsolution für all die Gräueltaten an den Menschen und Völkern der Sowjetunion in der Weise ungewollt gegeben hat.

 Vielleicht ist es den Deutschen Bischöfen schwer gefallen, sich von Anfang an gegen das Entstehen und Entfalten von Nationalsozialismus  und dem nationalsozialistischen Staat eindeutig und klar zu distanzieren und diesen mit allen Mitteln  gewaltfreien Widerstandes zu bekämpfen und es erst gar nicht zuzulassen, dass sich dieser Staat  und seine  Ideologie auch von unten her, aus den Herzen und bürgerlichen Einstellungen katholischer ChristInnen her quellend in den Herzen verankern konnte.

Die Deutschen Bischöfe waren überrascht, dass eine gottesfeindliche Ideologie und dieser faschistische Staat wachsen konnten. Denn aus dem Nichts ist dieser nicht entstanden, gefördert und „angefeuert“ worden.

Es mag auch daran gelegen haben, dass die staatlichen und kirchlichen Systeme zur damaligen Zeit in ihrem Bedürfnis,  sich durch jeweiliges symbolträchtiges Agieren und in ihren jeweiligen  Autoritätssystemen geähnelt haben, dass es Bischöfen schwer gefallen ist, sich von dieser undifferenzierten eigenen  Machtfülle zu distanzieren, ohne auf die Folgen sorgsam zu achten. (…)

 Insgesamt halte ich diese Schrift mit dem Bekenntnis der Deutschen Bischöfe für einen wichtigen Schritt, auch sich zu dem Versagen zum NS-Staat und seiner Ideologie, zum 2. Weltkrieg  und zu den  gewiss schädlichen für das durch die  Kirche gegebene Zeugnis von Hoffnung und Glauben zu stellen.

Allerdings fällt es mir nicht leicht, von der „memoria passionis“, einem Schlüsselbegriff in der Theologie von Johann B. Metz, Münster,  zu sprechen, von der Wertschätzung aller Menschen, die Opfer von Rassenwahn, Kriegen, Vernichtung und Verfolgung, des  ungezügelten und gezügelten Fortschritts werden und geworden sind, allein durch Gottes Gnade und Leben in der Zusage Gottes, wenn nicht auch in der geschichtlich definierten Zeit nach Recht, Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität durch Nächstenliebe  und mit gewaltfreien Veränderungen gerungen wird. (…)

Erst mit der Erklärung von „Gaudium et Spes“ des Vat. II raffen sich auch die Deutschen Bischöfe zu neuen Sichtweisen zu Krieg, zu Gewalt, zur atomaren Rüstung, zum soldatischen Gehorsam und Dienst auf. Denn es liegen politisch-militärisch neue Kriegserfahrungen hinter ihnen, Atomwaffen-Einsatz über Japan, Korea-Krieg, Befreiungskriege in Afrika, Mauerbau in Deutschland. (…)

Zum Abschluss: Ich glaube und weiß es von den Kreisen überzeugter WidersteherInnen aus dem Bereich der Katholischen Kirche, der „einfachen“ Leute, dass einige Bischöfe für sie das Problem waren, da diese vor allem der Kriegslogik und Kriegsdynamik gegen den Bolschewismus zustimmten und keine Verunsicherung der Deutschen Soldaten an der Front wollten und sich dadurch NS-Ideologie andienten.(…)

Die Deutschen Bischöfe haben mit ihrem Wort auch die unzähligen Zeugnisse von ChristenInnen im Widerstand gewürdigt, deren Tod, Opfer, Demütigung aus der Haltung des Glaubens, ein Zeugnis dafür war, dass  Gottes Wort über jeder von Menschen und deren Strukturen erlassene Ordnung stehen muss,

Die Deutschen Bischöfe haben mit diesem Wort das Versagen der Deutschen Bischöfe in der Zeit von 1933- 1945 in einen kritischen theologischen und gesellschaftlichen Rahmen gestellt

Ich hoffe, dass diese Veröffentlichung der Deutschen Bischöfe- Stimme der Deutschen Bischöfe - eine fruchtbringende Reputation bringt.

                                                                                                                                             Josef Kolbeck