Nachricht

Auswertung: Veranstaltungsreihe zum Ende des INF-Vertrags mit Andreas Zumach

Auswertung und Fazit zur Veranstaltungsreihe „Wie weiter nach dem Ende des INF-Vertrags? Droht ein neues atomares Wettrüsten?" im Oktober 2019. Ein Beitrag der pax christi-Basisgruppe Lahnstein.

Veranstaltungsreihe mit Andreas Zumach zum Ende des INF-Vertrags

Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe beschäftigte sich pax christi Rhein-Main im Oktober 2019 mit der Frage „Wie weiter nach dem Ende des INF-Vertrags? Droht ein neues atomares Wettrüsten?". Fünf Basisgruppen des Regionalverbandes richteten die Diskussionsveranstaltungen aus, jeweils mit Politiker*innen aus Bundes- und Landespolitik und dem langjährigen UN-Korrespondenten Andreas Zumach. Jede der fünf Veranstaltungen begann mit einem informativen Einstiegsvortrag von Andreas Zumach, in dem er Details zur Entstehung, Entwicklung und Relevanz des INF-Vertrages erläuterte, damalige und heutige Debatten einordnete und seine Interpretation des Vertragsausstiegs Russlands und der USA darlegte. Anschließend ergänzten und kommentierten verschiedene Co-Referent*innen den Vortrag aus ihrer Perspektive.

Die Basisgruppe Lahnstein schreibt über ihre Veranstaltung am 22.10.2019:

Die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sowie die pax christi-Basisgruppe Lahnstein luden gemeinsam zu einer ökumenischen Friedensveranstaltung ein. In ihren Eingangsworten schlug die evangelische Pfarrerin Ivonne Fischer einen lebendigen Bogen von den inhaltlichen Positionen der mutmachenden Friedenskirche hin zu mehr aktivem Friedensklima.

Als ersten Gastreferent stellte Heinz Koch, pax christi Lahnstein, Andreas Zumach vor:
Journalist, UNO-Korrespondent in Genf, ein ausgewiesener Rüstungskontrollexperte und eine bekannte Größe in der deutschen Friedensbewegung. Er zitierte aus der Laudatio von Andreas Buro anlässlich der Verleihung des Göttinger Friedenspreises 2009 an Andreas Zumach: „… er war immer auch ein Friedenskämpfer. Er steht für Prävention, Deeskalation und zivile Konfliktbearbeitung sowie für die Aufdeckung realer Zusammenhänge. Er ist jemand, der die Schleier der Legitimationsideologien zu zerreißen versucht. (…)“1)

Andreas Zumach griff in seinem Vortrag die Positionen der Kirchen zu Friedenslogik und der Politik der atomaren Abschreckung auf, erläuterte die Zusammenhänge beim Zustandekommen des INF-Vertrages 1987 und verwies dabei auf die Bedeutung der weltweiten Friedensbewegung der 1980er Jahre. Er betonte außerdem, dass die breite „Schwerter zu Pflugscharen- Bewegung in der DDR“ mit dazu beigetragen habe, dass Moskau in den INF-Vertrag eingewilligt habe.

Bezüglich des Ausstiegs der US-Amerikaner aus dem INF-Vertrag am 02.02.2019 unterstrich Zumach, dass er ohne einen klaren Beweis der Vertragsverletzung durch die russische Seite erfolgt sei. Andererseits habe die russische Seite auch kein klares Interesse an einer Fortsetzung des INF-Vertrages gezeigt. Die tödliche Gefahr eines Nuklearkrieges sei als Konsequenz in Europa wieder präsent.

Andreas Zumachs Mischung aus Fakten und persönlichen Botschaften erreichte die Zuhörer*innen. Sie stellten Fragen zur atomaren Bedrohung, der Rolle der Jugend im Bemühen um eine friedlichere Welt oder auch zur aktuellen militärischen Position Deutschlands.

Nahezu nahtlos setzte der Co-Referent Karl-Wilhelm Koch, Autor des Fachbuchs „Störfall Atomkraft“ und langjähriger Friedensaktivist aus der Vulkaneifel, die inhaltliche Verknüpfung zwischen atomarer Bedrohung, den Risiken militärisch und zivil genutzter Atomkraft und der Forderung nach einem atomwaffenfreien Büchel fort. Moderator Koch hatte den zum linken Flügel der Grünen zählenden Berufsschullehrer und Koordinator des Grünen Arbeitskreises Atom auf Bundesebene als zweiten Gastredner begrüßt.

In der anschließenden, äußerst lebhaften Diskussion wurden das große Misstrauen unter den Staaten, die gefährliche Modernisierung der vorhandenen Atomwaffen und auch die bisherige Weigerung Deutschlands, den UN-Atomwaffenverbotsvertrag von 2017 zu unterzeichnen, thematisiert. Außerdem wurde über die aktuelle deutsche Rolle in der Welt, eine deutsche Mitverfügung über Atomwaffen in der Zukunft und über den Verzicht auf Atomwaffen im “2+4 - Vertrag von 1990“ diskutiert.

Als drei wichtige Schritte zu mehr Frieden wurden in der Veranstaltung hervorgehoben:

  • Eine Debatte über die Verankerung des Atomwaffenverzichts im Grundgesetzt wortstark in die Gesellschaft hineintragen.

  • aufkommender Ohnmacht und Lähmung immer wieder lautstark mit Hoffnung und Aktionen begegnen

  • Auch das Szenario„Sicherheit neu denken“ der Ev. Landeskirche in Baden kann genutzt werden, um neue Denkanstöße zu geben und konkrete Handlungsspielräume zu nutzen.2)  Das Rad muss hier nicht neu erfunden werden.

Insgesamt war es ein sehr engagierter Vortrags- und Diskussionsabend mit fachkundigen Referenten über die Gefahren eines atomaren Wettrüstens, die Herausforderungen für Gesellschaft und Kirchen und die Chancen für ein Friedensklima, um die Welt wieder friedlicher werden zu lassen.

 

 

Anmerkungen:


1)<link https: www.wissenschaft-und-frieden.de>

www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php

, in Wissenschaft & Frieden 2009-2: Ressourcen: Ausbeutung, Krieg, Elend

2)<link https: www.swr.de swraktuell rheinland-pfalz koblenz>

www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/Ehrung-fuer-Fuer-Kampf-gegen-Atomwaffen-Aachener-Friedenspreis-an-zwei-Initiativen-aus-Rheinland-


    Pfalz,aachener-friedenspreis-buechel-100.html; 01.09.2019, 20:58 Uhr