Vom Krieg zum Frieden
Bei der pax christi-Friedenswerkstatt am 24. Juni 2023 in Frankfurt, einem Tagesseminar im Haus am Dom, stand inhaltlich die Frage im Zentrum: Welche zivilen Handlungsmöglichkeiten der Befriedung, der Gewaltunterbrechung, der Versöhnung gibt es für pax christi und andere friedensbewegte Gruppen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine?
Fünf Expert:innen unterschiedlicher Herkunft trugen vor. Darunter sprachen eine Frau aus der Ukraine, zwei Mitglieder der pax christi-AG Mittel-/Osteuropa und jeweils eine Person vom Bund für soziale Verteidigung und vom Versöhnungsbund. Die Palette der vorgeschlagenen pazifistischen Interventionen in diesem heißen Krieg war groß. Man sollte der Opfer gedenken und miteinander beten, aber auch humanitäre Hilfe organisieren und leisten. Dazu gehört auch, Kriegsflüchtlinge zu unterstützen und zu betreuen, russischen und ukrainischen Kriegsdienstverweigerern beizustehen und Spenden für zivile Hilfsorganisationen zu sammeln. Aber auch, sich und andere, entgegen der Kriegsberichtsermüdung, immer neu zu informieren über Osteuropa, den Krieg, über Russland und die Ukraine und offene und kontroverse Debattenräume zu initiieren. Das christliche Ethos der Gewaltfreiheit kann miteinander besprochen und neu ausgelegt werden. Was bedeutet dieses Ethos der Gewaltfreiheit für uns hier und heute, nicht im Sinne einer Zuschauerhaltung, sondern als Ausdruck eines Verantwortungspazifismus? Die Verlockung einer Gewaltkontrolle muss kritisch abgewogen und inmitten des aktuellen Aufrüstungstaumels kritisch bedacht werden. Und alte Kontakte nach Osteuropa können neu aktiviert und gepflegt werden, Osteuropa kann besucht werden, und dem Kriegsgebell kann man ein „We shall overcome“ entgegensetzen.
Rund vierzig Personen trugen diese Handlungsideen zusammen. Es gibt also viele Ansätze und viel zu tun!
Dr. Thomas Wagner
Studienleiter in der Katholischen Akademie im Haus am Dom und Mitglied im Vorstand des pax christi-Regionalverbandes Rhein-Main