Nachricht

In memoriam Christoph Diringer

Ein Nachruf von Rüdiger Grölz

In memoriam

Christoph Diringer (*13.2.1960 +25.6.2024)

Unser lieber Freund und erster Friedensarbeiter Christoph Diringer hat uns für immer verlassen. Wir denken in großer Dankbarkeit an ihn. Er nahm trotz schwerer Krankheit und fortschreitender Unbeweglichkeit Anteil an unserer Arbeit und lies sich gerne berichten, was alles in pax christi Rhein-Main geschieht.

Christoph wurde im Oktober 1997 für vier Jahre unser Friedensarbeiter. In dieser Zeit war der Diözesanverband Limburg ausschließlich ehrenamtlich geprägt. Er war für uns ein Pionier der hauptamtlichen Friedensarbeit – besser gesagt ihr Wegbereiter. Uns war keineswegs klar, was denn ein Profi wie Christoph in dieser Rolle für uns tun kann und wie er es mit uns aushalten kann – mit uns hochengagierten und mit divergierenden Talenten gesegneten Ehrenamtlichen. Er hatte im Schalomdiakonat eine Ausbildung zum Trainer in gewaltfreier Konfliktbearbeitung absolviert – eine gute Grundlage für die Arbeit in und für pax christi.

Die Bildungsarbeit zu den Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung lagen ihm sehr am Herzen.

Schon in diesen ersten Jahren war sein Büro im Bad Homburger Bezirksbüro in der Dorotheenstraße. Sein Büro lag neben dem Zimmer des damaligen Bezirksreferenten Peter Eisner, der sich auch ehrenamtlich stark im pax christi Diözesanverband engagierte. Wir sind Christoph, der einige Jahre nach seiner Zeit als Friedensarbeiter Nachfolger von Peter Eisner als Bezirksreferent in Bad Homburg wurde, sehr dankbar für die menschlich-kollegiale Unterstützung und das inhaltlich-fachliche Miteinander mit seinen Nachfolger:innen als hauptamtliche Friedensarbeiter:innen, deren Büronachbar er viele Jahre war. Seine Pionierarbeit und seine Gastfreundschaft im Bezirksamt, das pax christi jahrelang eine Heimstatt war, beschreibt die gelungenen gemeinsamen Wegstrecken.

Christoph war ein versöhnlicher Mann, aber auch ein kritischer Zeitzeuge innerhalb der Kirche. Mit „Auftreten statt Austreten“ zitierte er einen Predigttext von Klaus Mertes SJ, der für ihn ein Anker war. Er stand in einem Brief, den er zu seiner Verabschiedung als Bezirksreferent 2021 verteilte. Darin zog er eine kritische Bilanz. Er benannte das Versagen der Kirche und seine Haltung dazu. „Auch wir selbst empören uns, intern, wobei ein großer Teil unserer Energie benötigt wird, um sich mit den kirchlichen Stimmen auseinanderzusetzen, die das Skandalon irgendwie rechtfertigen“, dann ebbt es ab, schreibt er, und wir gehen zum Alltag über. Was bleibt ist der „dominante theologische Überbau, die Kultur der Organisation, die Muster der Kommunikation, die Machtverhältnisse, die Skandale verursacht haben, bleiben unverändert bestehen – bis zum nächsten Mal. Und wir bleiben zurück.

Christoph zählte auf, was falsch läuft und nahm dennoch den Hoffnungsaspekt von der „Kraft der Solidariät“ in seinen freundlichen Blick.

Der Autor dieser Zeilen erinnert sich gerne an den Humor von Christoph und auch an seine Motivationsschübe. Das waren sogenannte Bildungsveranstaltungen, die uns im Diözesanverband wieder aufgerichtet und „eingenordet“ haben. Eine Freundin, die mit ihm in der „Idsteiner Wohngemeinschaft“ gelebt hat, schrieb: Christoph ist ein lieber Freund gewesen. In der WG haben wir uns gut verstanden. Ich weiß noch wie glücklich er war, als Lise schwanger wurde. Und auch als sein erster Enkel geboren wurde, vor wenigen Jahren, hat ihn das sehr bewegt und trotz der fortgeschrittenen Erkrankung sehr gefreut. Wir haben immer wieder über Bücher gesprochen, als es noch ging, und er hat immer gerne und viel gelesen. Ein feiner, feinsinniger, lebensbejahender und humorvoller Mensch, der mit großer Würde seine Erkrankung getragen hat.

Martin Weichlein erinnerte mich an das scheinbar widersprüchliche Wortpaar: „Zum Abschiednehmen gehört zum Glück das Zusammengewesensein“ (Rilke).

Das Zusammengewesensein mit Christoph werden wir nicht vergessen.

Rüdiger Grölz


Anlässlich des Krankheit bedingten vorgezogenen Ruhestandes von Christoph erschien vor einigen Jahren auf der Website des Bezirksamtes Hochtaunus ein längerer Bericht über seinen Werdegang
►Solidarisch sein und sich empanzipieren