Am 3. Dezember, zum Abschluss der Ausstellung »Gesichter des Friedens«, hatten das Idsteiner Friedensbündnis und pax christi, den Sprecher der pax christi-Kommission Zentralafrika, Jean Djamba, nach Idstein eingeladen. Er beschrieb, welche verheerenden Auswirkungen ein jahrzehntelanger gewaltsamer Konflikt unter Beteiligung zahlreicher Milizen, aber auch regulärer Armeen der Nachbarstaaten auf die Lebenssituation der Menschen im Osten der Republik Kongo hat. Ständig von Gewalt auf allen Ebenen bedroht gibt es keine Sicherheit für die Menschen und kaum Hoffnung, dass sich ihre Lage in absehbarer Zeit verbessert. Wie die meisten Beobachter der Lage im Osten der DR Kongo bezeichnete Jean Djamba die Regierung des Nachbarlandes Ruanda und insbesondere dessen autokratisch regierenden Langzeitpräsidenten Paul Kagame als Hauptverursacher des gewaltsamen Konfliktes im Ostkongo. Ruandische Streitkräfte und die von Ruanda gesteuerte Miliz M-23 wollten nicht nur neue Siedlungsgebiete für das überbevölkerte Ruanda, sondern vor allem die Ausbeutung der im Osten Kongos überreich vorhandenen strategischen Rohstoffe wie Coltan für Ruanda sichern – ein Erz, ohne dass heute kaum ein elektronisches Geräte funktioniert. Zudem werden aus diesem wohl rohstoffreichsten Land der Welt riesige Mengen an Gold- und Diamanten, aber auch Erdöl und giftiges Methangas zur Energiegewinnung von internationalen Konzernen nicht selten über Ruanda oder Uganda exportiert – ohne dass die kongolesische Wirtschaft und die Menschen in der Region profitieren. Doch nicht nur ausländische Interessen und zahlreiche Milizen, sondern auch eine grassierende Korruption, sehr schlechte demokratische Standards und oft nicht vorhandene staatliche Strukturen behindern eine Verbesserung der Lebenssituation der Menschen.
Hoffnung setzt Jean Djamba vor allem in das aus seiner Sicht vorbildliche Engagement der christlichen Kirchen, vor allem der katholischen Kirche, und zahlreicher zivilgesellschaftliche Initiativen. Diese von Europa aus zu unterstützen und die tatsächliche Situation international bekannt zu machen, wäre eine wichtige Hilfe, die zivilgesellschaftliche Gruppen und die Kirchen auch in Deutschland leisten könnten. Zudem müsse Druck auf internationale Konzerne ausgeübt werden, keine illegalen Exporte über die Nachbarländer zu betreiben und endlich für grundlegende Arbeitssicherheit und gerechte Entlohnung in den Minen zu sorgen. Und nicht zuletzt dürften europäische Regierungen nicht immer wegschauen, wenn es um die ruandische Regierung gehe; diese endlich dazu gedrängt werden, sich an wirklichen Friedensverhandlungen für die Region zu beteiligen und sich militärisch vollständig aus der DR Kongo zurückzuziehen.
Dieser Abend machte für die Besucher:innen deutlich, dass es auf diesem Globus kaum einen Konflikt gibt, der mit uns und unserer Lebensweise nichts zu tun hat. Spätestens beim Rohstoff Coltan und unseren Mobiltelefonen wurde sichtbar, wie auch Deutschland und Europa, ja jede:r einzelne irgendwie beteiligt ist.
Thomas Meinhardt