Ein Gesprächsabend mit der Friedens- und Konfliktberaterin Ada Hakobyan bildete am 23. November in Idstein den Auftakt zur Präsentation der Ausstellung „Gesichter des Friedens“, die vom Idsteiner Friedensbündnis und pax christi Rhein-Main organisiert wird. Frau Hakobyan schilderte Friedensprojekte zivilgesellschaftlicher ukrainischer Organisationen, die vom Forum Zivile Konfliktbearbeitung (forumZFD) in der Hafenstadt Odessa pädagogisch und finanziell unterstützt werden.
Das forumZFD unterstützen Menschen in gewaltsamen Konflikten auf dem Weg zum Frieden. Die Organisation wurde im Jahr 1996 von Friedens- und Menschenrechtsgruppen u.a. von der Deutschen Sektion von pax christi und einigen pax christi-Diözesanverbänden gegründet. Das forumZFD bildet in seiner Akademie Friedens- und Konfliktberater:innen aus und entsendet solche Friedensfachkräfte derzeit in zwölf Konfliktregionen, um Menschen in Methoden gewaltfreier Konfliktbearbeitung zu schulen und solche Projekte lokaler NGOs zu unterstützen.
Ob Nachbarschaftsarbeit in einigen Quartieren der Stadt Odessa, Playback-Theater zur Förderung von Dialog und Verständnis zwischen Menschen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Haltungen oder Traumaarbeit unter Einbeziehung künstlerischer Ausdrucksformen: Alles zielt auf Dialog und Stärkung gewaltfreier Wege zur Bearbeitung von Konflikten auf verschiedenen Ebenen.
Deutlich wurde im Gespräch mit dem Publikum in Idstein, dass mit Projekten dieser Art der Krieg in der Ukraine nicht beendet werden kann – das liegt außerhalb der Reichweite solcher Ansätze. Aber solche Projekte können dazu beitragen, das Leben vieler oft traumatisierter Menschen zu verbessern. Und: Hier wird Dialog, demokratische Partizipation und gewaltfreie Konfliktbearbeitung eingeübt und gezeigt, dass Krieg und Gewalt nicht alternativlos sind. – Eine wichtige Grundlage für das gesellschaftliche Leben nach dem Krieg.
Ada Hakobyan stammt aus Armenien und wurde als Kind vom aserbaidschanische/armenischen Krieg nach dem Zerfall der Sowjetunion geprägt. Sie wollte wissen, wo die tieferen Ursachen für Krieg und Gewalt liegen und wie diese anders bearbeitet werden können. So studierte sie in Deutschland Friedens- und Konfliktforschung und arbeitete anschließend als Friedensberaterin in einer Reihe von Konfliktregionen in Afrika und Europa. Nach der Evakuierung aller ausländischen Fachkräfte aus Odessa nach dem Überfall Russlands am 24. Februar 2022, setzte die Mutter zweier Schulkinder ihre Arbeit als Koordinatorin und Friedensberaterin der Projekte des forumZFD in der Ukraine von Deutschland aus fort.
Es war ein sehr eindrücklicher Abend in Idstein, der vielen Teilnehmer: innen neue Blickwinkel und Erkenntnisse brachte und Zeichen der Hoffnung vermittelte – in einer Zeit in der der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit stark unter Druck steht.
Text: Thomas Meinhardt
Fotos: Rüdiger Grölz
Unten verlinkt ist der Artikel aus der Idsteiner Zeitung (Wiesbadener Kurier) vom 27.11. zu dieser Veranstaltung.