„Westbalkan: Frieden nach dem Krieg?!“ lautete der Titel der Veranstaltung am 28. November, zu der Otto Raffai aus der kroatischen Hauptstadt Zagreb nach Idstein gekommen war. Er ist eines der „Gesichter des Friedens“ aus der gleichnamigen Plakatausstellung, die vom 23.11. bis zum 4.12.2024 im Gerberhaus von pax christi und dem Idsteiner Friedensbündnis präsentiert wurde.
Otto und seine Frau Ana Raffai, beide Theolog:innen, setzen sich seit über 30 Jahren für Frieden und Versöhnung in den Staaten des Westbalkans ein – in Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo. Zu Beginn des Abends erzählte Otto Raffai eindrücklich, wie die beiden zu dieser langjährigen Friedensarbeit gekommen sind. 1991 verweigerte Otto Raffai den Kriegsdienst. Viele glückliche Zufälle haben dann dazu geführt, dass die Familie Raffai Anfang der 1990er-Jahre, kurz vor Ausbruch des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien, über die Schweiz und Österreich nach Deutschland kam. Über Freunde lernten sie Friedensaktivist:innen von pax christi aus Deutschland kennen. Durch diese Kontakte ergab sich für Ana und Otto die Möglichkeit, eine Ausbildung als Trainer:innen für gewaltfreie Konfliktbearbeitung zu machen. So sei Deutsch bis heute ihre „Friedenssprache“.
Seit dieser Zeit bieten die beiden bis heute in den Ländern des Westbalkans, aber auch in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich selbst Workshops an, in denen Menschen darin geschult werden, „wie man Frieden gestaltet“. Dabei ist es ihnen besonders wichtig, Menschen verschiedener Konfessionen und Religionen und unterschiedlicher weltanschaulicher Prägungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Denn, so betont Otto Raffai, „der Frieden zwischen den Religionen und Konfessionen ist in vielen Gesellschaften eine wichtige Bedingung für das friedliche Zusammenleben“. Seine persönlichen Erfahrungen aus einer jahrzehntelangen Friedensarbeit ließen die Teilnehmer:innen verstehen, warum Friedens- und Versöhnungsarbeit auch nach dem Krieg ein wesentlicher Aspekt der Prävention ist. Es müsse Begegnungen auf Augenhöhe geben, und der Feind müsse „entdämonisiert“ werden, formulierte Otto Raffai eine wichtige Erkenntnis.
Vor allem die christlichen Kirchen mahnt er, Friedensarbeit stärker in den Vordergrund zu stellen, denn wenn Kirche keine Friedensarbeit mehr mache, dann könne man auch einfach ein Schild an die Tür hängen: „Wegen Versagens geschlossen.“
Anna Meinhardt
Hinweis: Otto Raffais Verständnis seiner Friedensarbeit kann man sich in einem Video-Interview auf der Website des forumZFD anschauen.